Coburg
Applikationssoftware – Das Nervensystem moderner Autositze
- Michael Kaiser, Software-Projektleiter bei Brose, im Interview
Mehr Sicherheit, Flexibilität und Komfort – Anforderungen, denen Fahrzeugsitze heute mehr denn je gerecht werden müssen.
Michael Kaiser ist Software-Spezialist in der Elektronik bei Brose in Coburg und kümmert sich genau darum. Er und seine Kollegen aus dem Geschäftsbereich Interieur arbeiten an softwarebasierten Lösungen für sichere und komfortable Autositze. Im Interview hat er uns mehr über sein spannendes Aufgabengebiet erzählt.
Herr Kaiser, Sie arbeiten in der Elektronik und entwickeln Lösungen für unseren Geschäftsbereich Interieur. Welche Aufgaben bearbeiten Sie?
Wir entwickeln Elektroniken, die sozusagen die Intelligenz moderner Sitze mit ihren vielen Verstellmöglichkeiten sind. Als Software-Projektleiter kläre ich dazu mit unseren Kunden technische Lösungen ab und trage zu ihrer Umsetzung bei. Ich bin die Schnittstelle zwischen den internen Abteilungen sowie Lieferanten und Kunden. Mein Arbeitstag besteht also aus internen und externen Abstimmungsrunden, der Klärung technischer Fragen und dem Ausarbeiten von Konzepten oder Strategien zur Umsetzung der Funktionen.
Was macht Ihren Job so abwechslungsreich?
Meine Tätigkeit ist stark geprägt vom fachlichen Austausch mit Kollegen sowie Kunden und Geschäftspartnern. Im Mittelpunkt steht immer das beste Produkt – in technischer wie wirtschaftlicher Hinsicht. Besonders herausfordernd ist es dabei, in einem laufenden Projekt Änderungswünsche der Kunden schnell umzusetzen. Ich befasse mich mit modernsten elektronischen Produkten und kann die Zukunft der Mobilität mitgestalten. Ein wirklich vielfältiges und spannendes Aufgabenfeld.
Stichwort Mobilität: Sicheres Fahren und Komfort sind hierbei wichtige Aspekte. Was macht einen guten und sicheren Autositz aus?
Diverse Komfortfunktionen spielen bei einem guten Autositz eine wichtige Rolle. Dazu zählen zum Beispiel die Sitzheizung oder eine Memory-Funktion. Letztere ermöglicht es, mehrere Sitzeinstellungen zu speichern. Per Knopfdruck fährt der Sitz dann in die entsprechend gespeicherte Position. Zukünftig werden auch Liegekombinationen aus Vorder- und Rücksitz oder ein Kinomodus im Fond gefragte Funktionen sein. Damit ein Autositz aber auch sicher ist und die genannten Funktionen gefahrenlos nutzbar sind, setzen wir virtuelle Sitz-Modelle zur Absicherung ein. Wir prüfen zudem, dass es zu keiner ungewollten Verstellung des Fahrersitzes während der Fahrt kommt. Eine selbst entwickelte, kraftbasierte Notstopp-Funktion im Vordersitz verhindert zum Beispiel drohende Beinverletzungen der Rücksitzinsassen.
Ein viel diskutiertes Thema ist das autonome Fahren und seine besonderen Anforderungen an den Fahrzeuginnenraum. Was bedeutet das für die Entwicklung von Sitzen?
Aus meiner Sicht steht bei der Entwicklung der Unfallschutz klar im Vordergrund. Während der automatisierten Fahrt rücken andere Aktivitäten für die Passagiere in den Fokus. Befindet sich der Fahrer beispielsweise in einer Liegeposition, helfen gegenwärtige Gurtsysteme nicht bei einem Crash. Die Person könnte unter dem Gurt durchrutschen. Herausforderungen wie diese diskutieren wir aktuell mit unseren Kunden, um die besten technischen Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Allgemein ist davon auszugehen, dass der Innenraum künftig flexibler und vielfältiger gestaltbar sein wird. Das trifft auch auf das Carsharing zu. Durch den häufigen Wechsel des Fahrers und der Passagiere müssen die Sitze stets auf individuelle Bedürfnisse anpassbar sein. Ein Fahrzeuginnenraum ist jedoch begrenzt. Das ist ebenfalls eine Herausforderung für unsere Arbeit an weiteren Funktionen für mehr Sicherheit und Komfort. Sie sehen, es bleibt also auch in Zukunft spannend.
Vielen Dank für das Gespräch.